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"Ehrgeiz ist noch wichtiger als das eigene Talent"

Gibt sein Wissen gerne weiter: Simon Rehm (r.) hat Bayerns besten Nachwuchs-Zimmerer 2020 Niklas Grad ausgebildet. Außerdem ist Rehm zweiter stellvertretender Teamleiter der Zimmerer-Nationalmannschaft.

Vor sechs Jahren wurde er selbst Zimmerer-Weltmeister in São Paulo in Brasilien und ist heute zweiter stellv. Teamleiter der Zimmerer-Nationalmannschaft. Im Interview erzählt Simon Rehm (Zimmerer-Innung Schwabach/Roth/Hilpoltstein), warum er zu diesem Ehrenamt sofort Ja gesagt hat und welche Aufgaben er bei der WM 2022 in Schanghai übernimmt.

Herr Rehm, seit 2019 sind Sie zweiter stellv. Teamleiter der Zimmerer-Nationalmannschaft. Haben Sie sich etwas vom ehemaligen Fußball-Bundestrainer Jogi Löw abgeschaut?
Simon Rehm: Nein, eigentlich nicht (lacht). Meine Vorbilder sind Roland Bernardi und Andreas Großhardt, sie waren schon während meiner aktiven Zeit Trainer der Nationalmannschaft und sind jetzt meine Kollegen.

Und wie kamen Sie zu der Aufgabe?
Ich war selbst lange in der Nationalmannschaft aktiv und hatte dadurch immer Kontakt mit den Trainern. Als sie mich wegen der Teamleiter-Stelle fragten, habe ich sofort zugesagt. Obwohl ich kurz überlegt habe, wie ich das zeitlich schaffe. Schließlich haben wir heuer die Zimmerei meines Vaters übernommen. Aber: Das Amt war eine große Ehre für mich! Denn ich wollte etwas zurückgeben, meine Zeit in der Nationalmannschaft hat mich fachlich und menschlich sehr weitergebracht.

Inwiefern?
Für einen Zimmermann bin ich viel in Deutschland und der Welt rumgekommen (lacht). Ich war bei der EM in Grenoble, wurde Weltmeister in São Paulo und bin als Trainer zu Wettbewerben in die Schweiz und nach Luxemburg gefahren. Und die nächste WM findet 2022 in Schanghai statt!

Als weltbester Zimmerer war Simon Rehm 2015 im Bayerischen Rundfunk zu Gast.

Was steht dort an?
Ich arbeite schon jetzt mit den Trainern der anderen Länder zusammen und wir stimmen uns auf Englisch ab, wie der Wettbewerb ablaufen soll. Vor Ort wird Philipp Kaiser aus unserer Nationalmannschaft antreten. Bei der WM kann ihn nur noch mental unterstützen, denn ich trete eher als Juror auf.

Das heißt: Ich messe die Dachmodelle von Philipp nach und bewerte sie. Im kommenden Juli wird übrigens schon sein Zimmerer-Werkzeug verschifft, damit es rechtzeitig bis Oktober in China ankommt.

Das dauert! Im kommenden Januar ist die Europameisterschaft in Klagenfurt, bei der die ganze Nationalmannschaft antritt. Wie ist die Stimmung im Team?
Pandemiebedingt sind leider viele Trainingslager ausgefallen. Deshalb fragen sich einige Mitglieder: Wo stehe ich gerade? Wir sind über eine WhatsApp-Gruppe in Kontakt. In Online-Meetings habe ich mit meinen Kollegen Roland Bernardi und Andreas Großhardt besprochen, wie das Training weitergeht.

Vor kurzem sind außerdem zwei neue Mitglieder in der Nationalmannschaft dazugekommen. Meistens dauert es ein bisschen, bis sich das Teamgefüge wieder einspielt, aber da bin ich optimistisch.

Was ist am wichtigsten, um in die Zimmerer-Nationalmannschaft zu kommen und erfolgreich zu sein?
Auf jeden Fall der Ehrgeiz – das ist noch wichtiger als das eigene Talent. Vor großen Wettbewerben, wie der WM, muss man auf jeden Fall bereit sein, auch am Feierabend und am Wochenende zu trainieren! Aber unsere bisherigen Kandidaten haben dafür immer viel Freizeit geopfert, da musste ich als Trainer nichts sagen.


Stolzer Europameister! Den Titel holte Simon Rehm vor sieben Jahren in Grenoble.

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